Wie trainiere ich und warum?

»Das Pferd lehrt den Menschen Selbstbeherrschung, Konsequenz und Einfühlung in Denken und Empfinden eines anderen Lebewesens – es fördert also Eigenschaften, die für unseren Lebensweg außerordentlich wichtig sind. Ein wahrer Jünger der Reitkunst wird darüber hinaus durch den Umgang mit seinem Pferd lernen, dass nur die Liebe zum anderen Lebewesen und das gegenseitige Verstehen das Erreichen von Höchstleistungen ermöglichen.«

(Alois Podhajsky, Leiter der spanischen Hofreitschule)

 

 

Pferde spiegeln jede unserer Facetten, sowohl die positiven, als auch die negativen. Bisher hat mich jedes meiner Pferde unterschiedliche Dinge gelehrt: Zu viel Ehrgeiz hemmt die Bereitschaft des anderen,  augenscheinliche Unarten können Überforderung zum Ausdruck bringen, schaue also immer zweimal hin und hinterfrage deine Vermutung, nicht jeder kann das gleiche leisten und das Wertschätzung & Anerkennung das Pferd um 200% wachsen lassen.

 

Der Fokus bei der Ausbildung von Pferden liegt für mich auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen. Es soll Zeit mit mir wie ein Freund genießen, bei der jedem klar ist, wo die Grenzen des anderen liegen und diese respektiert werden. Insofern diese Voraussetzungen erfüllt sind, brauche ich mein Pferd nicht zu dominieren. Ich möchte es aus einem einfachen Grund nicht dominieren: Es verliert seinen Stolz und Anmut. Mit der Übertragung der Verantwortung  für sich und für den Menschen, schreibe ich dem Pferd das höchste Vertrauen zu; ich gebe mein Leben in seine Obhut. Gleichzeitig lasse ich dadurch ein selbstbewusstes und stolzes Tier heranwachsen. Dieses möchte dem Menschen gefallen, was wiederum zu einer hohen Leistungs- und Lernbereitschaft führt. Im Gelände wird es selten so kopflos, dass es den Reiter auf sich vergisst.

 

Stets gebe ich dem Pferd das Versprechen, es nie über seine Möglichkeiten zu belasten oder gar auszunutzen, da ich seine Grenzen kenne. Im Gegenzug erwarte ich, dass mein Pferd niemals mutwillig gegen mich arbeitet.

Wie Herr Podhajsky so schön beschreibt, nur mit Liebe und Verständnis kann aus zwei Lebewesen eine feste, stabile Einheit werden.  

 

Ein für mich sehr wichtiger Punkt ist die Toleranz anderen gegenüber. In der Reitwelt bzw. in eineigen Reitweisen wird leider nur wenig toleriert, nach rechts und links schauen gehört sich nicht und Schubladendenken ist usus. Genau das möchte ich nicht vermitteln!

Natürlich habe ich meine eigene Philosophie, geprägt durch eigene Erfahrungen, Ideen, Wissen und Überzeugungen. Trotzdem möchte ich nie an den Punkt kommen, anderen Ausbildungsweisen nicht offen gegenüber zu sein. Es führen viele Wege nach Rom, für manche Menschen beinhaltet ein Weg viele Umwege, weil sich an einigen Kreuzungen ein bestimmter Weg als sinnvoller erwiesen hat. Wenn aber Rom ein Synonym für ein faires und gesund gearbeitetes Pferd ist, dann ist der Weg den wir nach Rom gewandert sind zweitrangig oder? 

In diesem Sinne bin ich allen Reitweisen gegenüber offen, solange wir Pferde nicht misshandeln um Erfolg zu haben und auf das Wohlergehen des Tieres bedacht sind. Ich unterstütze jeden gern, der an einer Kreuzung steht und nicht weiß wohin ;-)